Götter und Sagengestalten der griechischen Mythologie

Irrfahrten des Odysseus

Den Bericht über seine Irrfahrten gibt der auf der Insel der Phaiaken gestrandete Odysseus den Phaiaken und ihrem König Alkinoos. Nausikaa, Tochter von Alkinoos und seiner Gattin Arete, hatte Odysseus am Strand gefunden. Der blinde Sänger Demodokos sang von Troja. Davon gerührt enthüllte Odysseus seine Identität und berichtete folgendermaßen von seinen Abenteuern:

Nach der Zerstörung Trojas wurde Odysseus mit seinen Schiffen zunächst an die Küste der Kikonen, zur Stadt Ismaros verschlagen. Nach verlustvollen Kämpfen gelangten dann er und seine Gefährten zum Land der freundlichen Lotophagen, die sich allein von der Lotosfrucht nährten. Seine Genossen, die von der Lotosfrucht gegessen hatten, dachten nicht mehr an Rückkehr und wollten bei den Lotophagen bleiben. Odysseus musste sie an die Schiffe gebunden mit Gewalt entführen.

Weiter führte die Gefährten der Weg zum Land der Kyklopen. Hier kamen sie in die Höhle des Polyphemos (Polyphem), der insgesamt sechs von ihnen verschlang. Odysseus machte Polyphem mit Wein trunken. In dessen Rausch stießen die Gefährten einen Pfahl in das Kyklopenauge. So konnten sie versteckt unter dem Fell von Schafen ungesehen aus der Höhle entkommen, nachdem Polyphem den zuvor mit einem Felsblock gesicherten Höhleneingang wieder geöffnet hatte.
Auf dem Schiff angekommen enthüllte Odysseus dem wütenden Polyphem, wer er in Wirklichkeit sei. Der Kyklop, der hier nicht ein Sohn von Gaia und Uranos ist, sondern von Poseidon bat darauf seinen Vater Odysseus nicht ohne Weiteres nach Hause ziehen zu lassen, weshalb dieser seine Irrfahrt von Poseidons Zorn verfolgt fortsetzen musste, behütet aber von der göttlichen Athene, der Beschützerin der Helden.

Nächstes Erlebnis der Waffengefährten war der Aufenthalt auf der Insel von Aiolos, dem Beherrscher der Winde. Dieser gab Odysseus einen Schlauch, in dem verschiedene Winde eingeschlossen waren mit auf sein Schiff und ließ Winde Odysseus' Schiff schon bis fast vor Ithaka treiben.
Leider öffneten Odysseus' Gefährten aus Neugier den Schlauch, weil sie aus Troja mitgebrachte Schätze vermuteten. Die aus dem Schlauch plötzlich entweichenden Winde verursachten einen solchen Sturm, der die Gefährten wieder bis zurück zu Aiolos trieb, der ihnen aber ein zweites Mal nicht beistand, so dass die Gefährten ohne weitere Hilfe weitersegeln mussten.

Die Schiffe landeten darauf bei der Stadt Telephylos an der Küste der Lästrygonen (griech. Laistrygones). Schon die Begegnung mit der fast riesenhaften, aber freundlichen Tochter des Lästrygonenkönigs Antiphates verwunderte die Helden, bis sie gewahr wurden, dass die Lästrygonen ein wildes Volk von menschenfressenden Riesen waren. Die Lästrygonen zerstörten die an der Küste liegenden Schiffe durch das Werfen von Felsblöcken. Nur Odysseus' eigenes Schiff wurde, da es geschützter lag, nicht getroffen. Mit diesem einzigen Fahrzeug rettete Odysseus sich und die noch lebenden Genossen.

Die Schar kam darauf zur Insel Aiaia (Äa) zur Halbgöttin und Zauberin Kirke (Circe). Diese verwandelte den von Eurylochos, einem der Waffenbrüder, geführten Teil der Gefährten in Schweine. Der Gott Hermes gab Odysseus an, wie er der Zauberkraft Kirkes widerstehen und die Gefährten zurückgewinnen könne, was Odysseus auch gelang.
Odysseus und seine Gefährten wurden nun von Kirke und ihren schönen Dienerinnen bewirtet, schwelgten im Bade oder beim Mahle in schönen Gewändern über ein Jahr auf Kirkes Insel, bis die Genossen auf Rückkehr drängten. Kirke gewährte den Wunsch bei der Bedingung, vorher die Unterwelt zu besuchen.

Odysseus gelangte also ans Ende der Welt zum Eingang der Unterwelt. Zuerst begegnete er der Seele seines ehemaligen Gefährten Elpenor, der auf Kirkes Insel Aiaia trunken von einem Dach gestürzt war. Er bat jetzt um Bestattung seines Leichnams.
Dann weissagte ihm die Seele des blinden Sehers Teiresias die Zukunft, und die Seele seiner Mutter berichtete von der immer noch währenden Treue seiner Gattin und den Freiern, die aufdringlich die Gastfreundlichkeit seines Hauses ausnutzten. Auch mit den Seelen von Agamemnon und Achilleus konnte Odysseus sprechen, und er sah Minos, die Toten richtend, sowie die ihrer Strafe unterliegenden Frevler.

Die Genossen segelten dann nochmals nach Aiaia zurück und bestatteten den dort verunglückten Elpenor. Von Kirke vor weiteren Gefahren gewarnt und mit Rat versehen, segelte die Schar weiter. Zuerst kamen die Gefährten an der Insel der Sirenen vorbei. Entsprechend Kirkes Rat wurden die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verklebt. Sich selbst ließ er an den Mast binden, um den Gesang der Sirenen hören zu können.

Darauf kamen Odysseus und seine Gefährten zur Meerenge, wo Skylla und Charybdis die Durchfahrenden bedrohten. Ihr Schiff kam glücklich durch, doch sie verloren durch Skylla sechs Männer.

Zwar hatte der Seher Teiresias davor gewarnt, die Insel des Helios aufzusuchen, doch seine Männer, voran Eurylochos, drängten darauf. Stürmisches Wetter und ungünstige Winde zwangen auch zum Bleiben. Als die von Kirke mitgegebenen Vorräte zur Neige gingen, töten die Männer während Odysseus schlief, verbotenerweise heilige Rinder des Helios. Der getane Frevel zeigte sich, indem die Häute der Tiere umherkrochen und das Fleisch an den Bratspießen brüllte.
Die Strafe der Götter kam in Gestalt eines Sturmes, der das Schiff zerstörte. Odysseus allein blieb am Leben. Auf einem Floß aus Schiffsteilen wurde er wieder zur Meerenge von Skylla und Charybdis zurückgetrieben, überlebte jedoch und wurde dann zur Insel Ogygia getrieben, wo ihn die Nymphe Kalypso gesund pflegte und er sieben Jahre verbrachte.

Von dort kam Odysseus wiederum auf einem Floß und nochmals in einem von Poseidon gesandten Sturm schiffbrüchig geworden schließlich schwimmend zur Insel der Phaiaken.

So endete der Bericht Odysseus' über seine Irrfahrten.

Der König der Phaiaken, Alkinoos, hatte bereits schon vor Odysseus' Bericht zugesagt, ihm ein Schiff zu seiner Heimkehr zur Verfügung zu stellen. So fuhr Odysseus jetzt nach Ithaka. ([HO])

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